Das zukünftige Teilnehmerfeld der 3. Liga in der Saison 2024/2025 wurde jüngst durch den SV Wehen Wiesbaden und die Reserve von Hannover 96 komplettiert. Ebenfalls dabei: Der SV Waldhof Mannheim. Nach einer turbulenten und nervenaufreibenden Saison gehen die Buwe in ihre sechste Drittligasaison. WaldhofBebt unterzieht den Waldhof sowie sämtliche Konkurrenten einem genauen Check samt Prognose. Dabei berücksichtigen wir Transferaktivitäten, den Kader sowie die Leistungen der vergangenen Saison 2023/2024.
SV Wehen wiesbaden

Für alle, die es mit dem Waldhof halten, war der Abstieg des SVWW die Ideallösung – die beiden Vereine trennt bekanntlich keine große Distanz. Die Auswärtsfahrt nach Wiesbaden werden im nächsten Jahr wohl viele antreten und dem Waldhof ein zusätzliches Heimspiel bescheren.
Bereits am Morgen nach dem besiegelten Abstieg meldete sich Geschäftsführer Schäfer gegenüber Sky im Interview zu Wort. Die Baustellen liegen in Wiesbaden vor allem bei den Positionen des Sportdirektors und Cheftrainers. In Paul Fernie musste man vor einigen Monaten schon den Sportdirektor Richtung Darmstadt abgeben, während es mit Interimstrainer Döring wohl doch weitergehen soll – zunächst war von einer Trennung die Rede.
Abgesehen davon wird mit den Hessen im nächsten Jahr wohl zu rechnen sein. Mit ihrem Kader stellen sie das Kontrastprogramm zu Hansa Rostock und dem VfL Osnabrück dar. Denn: Mit zehn Abgängen (Führungsspieler, Leihen, Spieler ohne Einsatzzeiten) musste der SVWW lediglich die Akteure ziehen lassen, die man ohnehin nicht halten konnte. Der Kern des Teams bleibt hingegen erhalten, zumal viele der Abgänge ohnehin erst letzte Saison dazu gestoßen sind. In ihrer Kaderplanung demonstrieren die Hessen Weitsicht, schon seit Januar laufen laut Schäfer die Planungen für die zweite und eben auch dritte Liga. Besonders der Abgang von Top-Stürmer Ivan Prtajin zu Union Berlin schmerzt. Ein Wehrmutstropfen ist dabei die Millionensumme, die man für den Stürmer einstreichen konnte.
Schon jetzt ist Wehen Wiesbaden in den Planungen weit fortgeschritten, dennoch ist es angesichts der langanhaltenden Abwärtsspirale schwierig, ihnen den großen Wurf zuzutrauen.
Dieser Eindruck wird vor allem auch durch bisherige Transfers verstärkt, so ist vor allem Regionalliga-Stürmer Wohlers für die meisten kein adäquater Prtajin Ersatz. Ebenfalls Lübeck-Topscorer Tarik Gözüsirin sowie Ivan Franjic von den Würzburger Kickers müssen sich erst einmal in einem gefestigten Drittliga Umfeld beweisen.
Von den Würzburger Kickers kommt ebenfalls der Abwehrspieler Marius Wegmann. Zudem wurden mit Moritz Flotho und Justin Janitzek zwei weitere Regionalliga Talente verpflichtet – allesamt Spieler, die ihre Qualitäten noch unter Beweis stellen müssen. Dementsprechend sticht Fabian Greilinger von den Münchner Löwen eindeutig als bisheriger Top-Transfer heraus, er entschied sich nach zähen Verhandlungen mit den Münchnern für einen Wechsel in die hessische Landeshauptstadt. Zweifelsohne bedarf es bei den Wiesbadenern noch an Qualitätsspielern, die großen Namen wurden noch nicht verpflichtet, ohne diese könnte sich das Wiedersehen in der ohnehin engen dritten Liga enorm schwierig gestalten. Aufgrund der weitsichtigen Planungen werden diese wohl aber noch folgen.
Durch die lobenswerte Kontinuität wird Wiesbaden dennoch mit altbewährtem Drittliga-Fußball bestehen und unserer Prognose nach im oberen Drittel angesiedelt sein. Dabei muss das Kollektiv die Abgänge einiger Topspieler kompensieren und durch Leistungssteigerung auffangen. Sicher ist auch, dass zu den bisher bestätigten Zugängen noch einige hinzukommen werden – auch mithilfe der Prtajin-Ablöse.
WaldhofBebt Prognose: Tabellenplatz 5 – 9
FC Hansa rostock

Hansa Rostock ist wohl die größte Wundertüte im Teilnehmerfeld der dritten Liga. Nach dem Abstieg schlug die Stunde Null, beinahe alle Spieler verließen den Verein. Darüber hinaus müssen Coach Selimbegovic, Vereinsboss Robert Marien und Kaderplaner Kevin Meinhardt gehen – kein Stein bleibt auf dem anderen beim FCH.
Derweil laufen die Planungen bei den Hanseaten auf Hochtouren, der ehemalige Osnabrücker Sportdirektor Amir Shapourzadeh steht vor einer Mammutaufgabe. Trostpflaster dabei: Mit 27,9 Millionen Euro steht ihm ein Rekord-Etat in der Drittliga-Historie zur Verfügung. Besonders auf den Nachwuchs soll gesetzt werden, wie Marien-Vertreter Jürgen Wehlend durchblicken ließ. Mit Bernd Hollerbach präsentierte man bereits einen Nachfolger für Mersad Selimbegovic. Hollerbach, der bereits mit den Würzburger Kickers in die zweite Bundesliga aufstieg, ist ein interessanter, erfahrener Mann, dem man die zweifelsohne herausfordernde Aufgabe Hansa Rostock zutrauen kann.
Aufgrund des personellen Kahlschlags der Kogge lässt sich die Hansa-Zukunft schwer prognostizieren, zumal der Kader noch lange nicht Gestalt annimmt. Dennoch kann und muss Sportchef Shapourzadeh mit dem offenkundig üppigen Etat eine schlagkräftige Truppe zusammenstellen, die wohl aber unweigerlich in den ersten Partien der Saison uneingespielt sein wird. Dementsprechend behalten wir uns für die Prognose beim FCH eine größere Tabellenplatz Spanne vor. Eines ist jedoch klar: Wenn Geld Tore schießen könnte, würde der FCH direkt wieder aufsteigen. Zunächst muss jedoch erst einmal der personelle Umbruch gelingen. Die Kogge könnte vor allem zu Beginn der Saison durch Uneingespieltheit jede Menge Punkte verlieren und auch eine erste Elf muss erst einmal gefunden werden.
Die bisherigen Transfers sind dabei vielversprechend, aber dennoch kein standhafter Vergleich zu den Transferaktivitäten anderer Drittligisten, wie etwa Dynamo Dresden. Mit Benjamin Uphoff konnte man einen erfahrenen Kolke-Nachfolger präsentieren. Zudem verpflichtete die Kogge jüngst Franz Pfanne vom BVB 2, für den wohl eine Ablöse fällig wurde. Der Defensivallrounder kann sowohl die Innenverteidiger Position ausfüllen als auch vor der Kette den Abräumer Posten übernehmen. In der Abwehr legte man mit Dario Gebuhr von Eintracht Frankfurt nach, der bereits jetzt einen für die dritte Liga überdurchschnittlich hohen Marktwert aufweist. Ebenfalls aus der Regionalliga kommt Jonas Dirkner (VSG Altglienicke) , der Hansa aus Jugendzeiten bereits bestens kennt. Zuletzt konnte man sich darüber hinaus mit Cedric Harenbrock (Rot-Weiss Essen) verstärken, der im letzten Jahr seine bisher beste Drittliga Saison (u.a. acht Treffer) zeigte.
Qualitativ haben die Neuzugänge einen leichten Vorteil gegenüber Wiesbaden und Osnabrück, die Kaderbreite und der Zeitpunkt der Neuverpflichtungen sind jedoch denkbar ungünstig. Hansa Rostock hat noch ereignisreiche Wochen auf dem Transfermarkt vor sich, die wegweisend sein werden – die Vorbereitung leidet allenfalls darunter.
WaldhofBebt Prognose: Tabellenplatz 1 – 9
VfL Osnabrück

Der VfL Osnabrück vollzieht ähnlich wie Hansa Rostock einen größeren personellen Umbruch. Auch beim VfL konnte mit Maniyel Nergiz ein neuer Trainer installiert werden.
Lion Semic von der BVB Reserve und Ercan aus der Regionalliga (Wuppertaler SV) wurden zunächst vorgestellt, ehe Bastien Conus (FC Aarau) und David Richter (Ersatzkeeper des TSV 1860) folgten. Der VfL bediente sich beim TSV 1860 dabei gleich doppelt: Auch Stürmer Joel Zwarts schließt sich den Osnabrückern an. Hierbei könnte Zwarts endlich aufblühen, bei Regensburg und in München wurden ihm häufig Probleme mit der Entfernung zur Heimat in den Niederlanden attestiert – nun ist er näher an der Heimat.
Ohnehin lassen sich zwischen Osnabrück und Rostock viele Parallelen ziehen, im Gegensatz zu Wehen Wiesbaden ist das Umfeld hier jeweils unruhiger und der sportliche Druck höher.
Mit 16 bestätigten Abgängen wird die Drittliga-Rückkehr ein schwieriges Unterfangen, und auch finanziell kann man in Südwest-Niedersachsen wohl nicht mit den Top-Adressen aus Ingolstadt, Dresden und vor allem Rostock mithalten. Dies geht auch aus den Neuzugängen Liridon Mulaj und Niklas Niehoff hervor, die sich erst noch beweisen müssen.
Unter Vorbehalt möglicher zukünftiger Transfers rechnen wir daher nicht damit, dass der VfL an die Drittliga-Saison 2022/2023 anknüpfen kann. Viel mehr wird es unserer Einschätzung nach wohl eher Richtung Tabellenmittelfeld gehen, zumal auch bei den Neuzugängen keine absoluten Topspieler vorgestellt wurden. Zudem zeigte die Vergangenheit stets, dass sich einer der Absteiger immer besonders schwertut. Bielefeld kämpfte nach dem Doppel-Abstieg lange Zeit gegen den erneuten Abstieg, die Würzburger Kickers wurden zwei Jahre zuvor sogar tatsächlich bis in die Regionalliga durchgereicht.
WaldhofBebt Prognose: Tabellenplatz 9 – 12
Redaktionsschluss: 27. Juni 2024
Die aktuellen Transfernews zum SV Waldhof findet ihr im WaldhofBebt-Transferticker.
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