Mit einem Sieg hätte man die Abstiegsränge verlassen. Der eine Punkt gegen Münster nützt tabellarisch zwar nichts, ist aber immerhin gut für die Moral. Nach einem Gegentreffer in der 79. Minute, rettete ein Traumtor kurz vor Schluss das Unentschieden.
Neuer Trainer, neue Spieler, neues System
„Wir waren in vielen Teilen des Spiels einfach zu hektisch“, resümierte Neutrainer Marco Antwerpen auf der Pressekonferenz und tatsächlich konnte man trotz vieler guter Ansätze auch die Unsicherheit auf dem Feld deutlich spüren. Mit Lukas Klünter und Martin Kobylanski standen die Last-Minute-Transfers von Beginn an auf dem Platz. Auch Goalgetter Terrence Boyd und Kevin Goden, die ja ebenfalls noch neu sind, standen in der Startformation. Dieser uneingespielten Mannschaft traute Antwerpen auch gleich noch ein neues Spielsystem, ein 5-4-1 zu.

Die Wechsel:
Hawkins für Gouras (61.)
Riedel für Kobylanski (77.)
Seegert für Sechelmann (83.)
Sohm für Bahn (83.)
Okpala für Goden (83.)
Es waren recht ungewohnte Positionen für den ein oder anderen. Vor allem Rieckmann stand zum ersten Mal in der Abwehr. In der Dreierkette machte er den Job in der Mitte und war grundlegend für den Spielaufbau zuständig. Die Passsicherheit unter Druck ließ aber zu wünschen übrig. Auch lief das Spiel viel zu oft über Sechelmann, der teilweise haarsträubende Fehlpässe einbaute. Lukas Klünter ließ seine Qualität immer mal wieder aufblitzen, erschien aber auch eher noch eingerostet. Er klärte das ein oder andere Mal in wichtigen Momenten, aber wirkte am Ball noch unsicher. Mit der entsprechenden Spielpraxis dürfen wir uns aber auf eine richtige Verstärkung freuen.
Diese Unkonzentriertheiten in der Defensive bescherten uns auch die beiden Gegentreffer des Tages. Während beim 1:1 ohne Not durch ein schlampiges Zuspiel ein Einwurf hergeschenkt wurde, der dann zum Tor führte, war es ab der 65. Minute eine vogelwilde Viertelstunde mit extrem unsicherem Passspiel in der eigenen Hälfte, die Münster immer wieder zu Chancen brachte und schließlich zum Gegentreffer führte.
Ein wahrer Gewinner der Systemumstellung war Laurent Jans. Durch die Dreierkette konnte er sich ein bisschen mehr auf die Offensive konzentrieren, was seinem Spiel gut tat. Eine gute Gelegenheit per Kopf ließ er im zweiten Durchgang leider liegen. Auch Jonas Carls war engagiert im Vorwärtsgang und sammelte mit einem wunderbaren langen Ball auf Boyd einen Scorerpunkt. Ein Supertor war es, das unsere neue Wunderwaffe im Sturm da erzielte. Mit dem Kopf legte er den Ball über den herausspringenden Towart und vollendete ganz cool ins leere Tor zum 1:0. Zwei gute Chancen zu Beginn der zweiten Hälfte ließ Boyd aber liegen.
Held des Tages – Marcel Seegert
Der Publikumsliebling saß zu Anfang nur auf der Bank und kam schließlich als Joker im Rahmen eines Dreierwechsels nach dem 1:2-Gegentor. „Wir wollten auf die schnellen Spitzen von Preußen Münster reagieren“, erklärte Antwerpen seine Beweggründe dafür Klünter statt Seegert in der Startelf aufgestellt zu haben. Doch selbst Riedel scheint in der Innenverteidiger-Hierarchie beim neuen Trainer vor Seegert zu stehen. Immerhin kam dieser noch zuvor für Kobylanski.
Wie dem auch sei, Marcel Seegert schaffte es trotzdem zum Helden des Tages. Als nach dem Gegentreffer in der 79. Minute bereits alles nach Niederlage roch, zeigte der SV Waldhof eine Reaktion. Er schnürrte die Preußen in der Schlussphase hinten ein, drängte auf das Tor.
„Ob es jetzt durch so einen Schuss von Cello Seegert funktioniert oder wir noch einen Standard reingedrückt hätten, ist mir jetzt eigentlich egal“, hieß es von Antwerpen im Nachgang. Fakt ist jedenfalls, dass der Waldhof gegen Münster in dieser Hinsicht ein neues Gesicht gezeigt hat. Seegerts Traumtor aus 30 Metern war die Belohnung für den Kampf und hat damit vor allem moralischen Wert. Aber auch danach spielte man weiter mit offenem Visier und hoffte sogar noch auf das Siegtor.
Letztlich blieb es beim Unentschieden, welches sowohl Antwerpen als auch Preußentrainer Hildmann als gerecht einordneten. Spaß macht diese Mannschaft noch nicht, aber es ist ein neues Feuer eingekehrt und damit die berechtigte Hoffnung auf den Klassenerhalt.
Tore
1:0 Boyd (12.), 1:1 Koulis (24.), 1:2 Wegkamp (79.), 2:2 Seegert (85.)
Zuschauer
9.760 (ca. 400 Gäste)