Cello und Frido – zwei Identifikationsfiguren unseres größtenteils neuen Kaders – waren wieder fit und standen beim Heimspiel gegen die Schanzer aus Ingolstadt auch beide gleich in der Startelf. Außerdem waren Hawryluk, Albenas und Gouras neu in der Mannschaft, die etwas mehr als 6000 Zuschauer bei -1 Grad spielen sehen wollten.

Kenny trifft wieder, diesmal per Hacke!
Ebenfalls in der Anfangsformation stand Kenny Okpala. Das war aber bei weitem nicht überraschend, hatte er doch die ganze Saison über bei seinen Kurzeinsätzen für Wirbel gesorgt und in der Vorwoche gegen Verl sogar den 1:0 Führungstreffer erzielt. Gegen Verl war es die 12., heute die 11. Minute, als aus nächster Nähe an den Ball kam. Auch heute besorgte er die Führung, diesmal sogar per sehenswertem Hackentrick nach Zuspiel von Rückkehrer Fridolin Wagner. Wieder hatte man eine gute Ausgangssituation geschaffen.
Dann jedoch spielte bis zur Halbzeit nur Ingolstadt. Eine Tausend prozentige Gelegenheit konnten sie sich zwar nicht erarbeiten, kamen aber trotzdem immer wieder gefährlich vor den Kasten. Rückkehrer Seegert hielt jedoch ein ums andere Mal die Birne hin, Mittelfeldstaubsauger Rieckmann fightete leidenschaftlich, genau wie sein Nebenmann Fridolin Wagner und im Grunde genommen die gesamte Mannschaft. So schaffte man es, zwar ohne weitere eigene offensive Akzente, das 1:0 in die Pause zu retten. Es gelang nicht alles, es gab Fehler, aber dieser Kampf und diese Leidenschaft zogen auch immer wieder das Stadion in ihren Bann. Heute wollten es alle erzwingen!
Das kann nicht wahr sein! Lattenknaller in der 97. Minute
In den zweiten Durchgang startete man ganz ordentlich. Die erste gute Szene gab es in der 49. als Okpala sich auf links durchsetzte und Funk im Tor gerade noch so an den Ball kam. Am langen Pfosten wäre Gouras gestanden. Hawkins kam noch im Sechzehner an den Ball, brauchte aber zu lange, um abzulegen. Letztlich schoss Albenas ungefährlich.
Nur eine Minute später war es wieder Okpala auf links, der diesmal nur durch ein Foul zu stoppen war. Der Freistoß an der Strafraumkante von Hawkins sollte wohl ins lange Eck gehen, flog aber relativ weit am Tor vorbei.
Das Spiel wurde zusehends zäher und immer häufiger trat Schiedsrichter Brand in den Vordergrund. Zwischen der 50. und 65. Minute zeigte der Offizielle mit Bundesliga-Erfahrung acht gelbe Karten, fünf davon für den SV Waldhof. Unter anderem holte sich Bahn seine fünfte Gelbe ab.
Die nächste gute Chance gab es in der 53. durch Gouras. Nach einem abgewehrten Freistoß machte Hawkins das Spiel schnell, schickte den Deutsch-Griechen, der nach seinem Lauf von der Mittellinie aus in den Strafraum kam, aber dort aus dem Vollspeed nicht genug Druck und Präzision in den Schuss brachte.
In der 61. wurde Gouras dann für Kelvin Arase ausgewechselt. Keine überragende Leistung unserer Nummer 9, der Einsatz stimmte, aber er war auch immer wieder für einen schlechten Pass zu haben. Arase holte sich dann, wie zuvor Bahn, prompt auch seine fünfte Gelbe ab.
In der Schlussphase probierten es unsere Jungs dann mit allen dreckigen Tricks. Okpala, Bahn oder auch Hawkins hätten gut und gerne einen Oscar verdient gehabt, so oft wie sie auf dem Boden lagen, um Zeit zu schinden. So ehrlich muss man sein. Die Ingolstädter drückten natürlich, kamen aber, wie schon das ganze Spiel über, nicht zu zwingenden Gelegenheiten. Hawryluk musste keinen aus dem Winkel fischen oder ähnliches.
Der Waldhof bewegte sich dementsprechend jedoch weiterhin auf ganz dünnem Eis. In der 84. hätte man es dann machen können: Konter Waldhof, Hawkins auf rechts gab in die Mitte, wo die eingewechselten Herrmann und Arase standen, aber sein Pass konnte vom Ex-Waldhöfer Marcel Costly zur Ecke geklärt werden. Kurz darauf war es eine ganz ähnliche Situation. Hawkins wieder über rechts, fällt im Strafraum und ein die Tribünen fordern Strafstoß. Benjamin Brand entschied aber natürlich auf Weiterspielen, was man durchaus vertreten kann. Es war kein glasklarer Elfer, aber der Arm des Verteidigers war durchaus an der Schulter von Hawkins. Auf Top-Niveau wird sowas heutzutage gepfiffen.
Sieben Minuten Nachspielzeit standen schließlich an und in der 90+1. musste es ja sein. Testroet setzte sich am Fünfmeterraum durch und bolzte die Kugel aus der Drehung ins linke obere Eck. Ernüchterung, Enttäuschung, Wut, Verzweiflung.
Unsere Jungs wollten heute aber! Es war genug mit den Rückschlägen, vorwärts war die Devise. Tatsächlich hatte der Waldhof auch in der verbliebenen Zeit mehr Chancen. Eine Hawkins-Flanke senkte sich zum Beispiel fast in den Winkel, Sohm hatte nach einem Steckpass von Herrmann die Eins-gegen-Eins-Situation mit Funk, aber der Riesenaufreger kam in der 90+7.: Weiter Einwurf von Bahn, Getümmel im Strafraum, Hawkins Schuss geblockt, Baxter Bahn war inzwischen ins Zentrum gerannt, und zog direkt von der Strafraumkante ab – Latte, Torlinie, weg. Man hat an dieser Stelle keine Worte mehr. Das kann doch nicht wahr sein!

Diesmal gab es keine Böller und Beschimpfungen, sondern verdienten Applaus von den Tribünen. Es geht weiter, immer weiter.
Noch ein Wort zum Schiedsrichter
Benjamin Brand wurde vom CBS das ganze Spiel über als „Schieber“ bezeichnet und tatsächlich gab es ganz viele Situationen, wo man nicht verstanden hatte, was der gute Mann pfeift. Gerade die Phase mit den vielen gelben Karten sorgte für Verwirrung und viele 50:50-Entscheidungen schienen heute gegen uns zu gehen. Auch sein Assistent schien nicht immer auf der Höhe. Nach Ansicht der Fernsehbilder muss man aber sagen, dass die allermeisten Situationen von ihm richtig bewertet wurden. Muss man auch mal zugeben.
Aufstellung Waldhof:
Hawryluk – Jans, Seegert, Riedel, Albenas – Rieckmann, Wagner (71. Sohm) – Gouras (61. Arase), Bahn, Hawkins – Okpala (79. Herrmann)
Tore:
1:0 Kenny Okpala (11.), 1:1 Pascal Testroet (90+1.)
