Wer kämpft, kann verlieren. In dieser Hinsicht kann keiner unserer Mannschaft bei diesem schweren Spiel gegen Ulm einen Vorwurf machen.
Rüdiger Rehm schickte im Grunde genommen die gewohnte Elf auf den Rasen. Für große Augen sorgte jedoch die Entscheidung für Julian Rieckmann, der den bisher so positiv aufgefallenen Per Lockl im zentralen Mittelfeld ersetzte. Bemerkenswert war außerdem das Festhalten an Lucien Hawryluk im Tor, obwohl die nominelle Nummer 1 Jan-Christoph Bartels wieder fit gewesen wäre.
Nach einer ausgeglichenen Anfangsphase endete das Elf gegen Elf in der 13. Minute. Der starke Ulmer Flügelspieler Leo Scienza hatte in einem Umschaltmoment eine Menge Rasen vor sich und setzte auf links zum Sprint an. Julian Riedel war in dieser Situation mindestens einen Schritt zu langsam und senste den 25-jährigen Brasilianer rigoros um. Ein ganz milder Schiedsrichter gibt hier „dunkelgelb“, aber letztlich war das Einsteigen von Riedel überhart. Riedel ging vom Platz ohne sich zu beschweren und auch Rüdiger Rehm sprach in der Pressekonferenz nach dem Spiel davon, dass man sich an die eigene Nase fassen müsse, weil man das Spiel früh in eine schwierige Richtung gelenkt habe.
Die 10101 (!) Zuschauer im CBS hatten den Unparteiischen jetzt aber natürlich „gefressen“. Entsprechende Gesänge und Rufe brandeten über die gesamte Spielzeit immer mal wieder auf und wurden von allen Tribünen getragen.
Unser Trainer reagierte sofort auf den Platzverweis. Er brachte Marcel Seegert als Innenverteidiger für Pascal Sohm und legte so logischerweise die klare Priorität auf die Defensive. Der SVW stand in der Folge auch strukturiert und stabil und ließ aus dem Spiel heraus nur Halbchancen zu. Wie so oft schon in dieser Saison war es dann aber ein Eckball, bei dem es klingelte. Die Ulmer wählten die kurze Variante auf Scienza, der den Ball ins Getümmel chippte. Den ersten Kopfball konnte Hawryluk nur in die Mitte parieren, sodass Lucas Röser den Nachschuss mühelos versenkte.
Die Aufgabe, diesen Tag noch zu retten, erschien nun natürlich übergroß. Kurz vor und nach der Pause wurde das Spiel zäher. Wenn der Waldhof in der Vorwärtsbewegung war, hatte oft Rechtsverteidiger Jonas Albenas damit zu tun, der sich durch Ballsicherheit und Ruhe auszeichnete. Die Einwechslung von Abifade für den engagierten Gouras in der Halbzeitpause brachte dagegen keinen nennenswerten Zugewinn.
Nach einer gut zehnminütigen Spielunterbrechung wegen Pyrotechnik auf Ulmer Seite und des Werfens von Gegenständen auf Seite der Waldhof-Fans, versuchten die Blau-Schwarzen weiter Druck aufzubauen, kamen aber zu keiner zwingenden Torchance. Die Ulmer hatten allein schon wegen ihrer Überzahl insgesamt mehr vom Spiel, was auch die Ballbesitzstatistik (44:56 %) und die Torschüsse (4:10) belegen.
Erst die offensiven Einwechslungen von Herrmann und Eigengewächs Okpala für Bahn und Arase in der 80. Minute sorgten nochmal für ordentlich Schwung. Teilweise vom ganzen Stadion getragen probierten die Buben Chancen zu kreieren. Die beste gab es nach einer Herrmann-Ecke, die den Kopf von Kenny Okpala fand. Der setzte den Ball aber leider neben das Tor. Mitten in diese Schwungphase kam mit der gelb-roten Karte gegen Jans der nächste Dämpfer. Unser luxemburgischer Nationalspieler schlug nach einem Foulpfiff den Ball weg.
Aber auch mit zwei Mann weniger kam der Waldhof in einem sehr emotionalen CBS zu offensiven Aktionen – vor allem zu Eckbällen. Einer mündete in einen Ulmer Konter, bei dem uns Lucien Hawryluk mit einer klasse Aktion die Chance auf den Punkt hielt. In der Nachspielzeit von insgesamt 13 Minuten machten es die Ulmer clever. Bei der letzten Ecke des Spiels war Hawryluk aber selbst mit in den Strafraum aufgerückt. Wieder folgte ein Konter und Tobias Rühle verwandelte ins leere Tor mit dem Schlusspfiff zum 0:2.
Es wird sich zeigen, was die beiden Platzverweise für das Mannschaftsgefüge bedeuten. Die Sperre von Riedel könnte die neue Chance für Seegert sein und auch Jonas Carls dürfte gegen Saarbrücken eine neue Gelegenheit bekommen, sich zu zeigen.
Tore:
0:1 Lucas Röser (36.), 0:2 Tobias Rühle (90+13.)
Aufstellung Waldhof:
Hawryluk |
Jans (86. Platzverweis), Sechelmann, Riedel (13. Platzverweis), Albenas (90+6. Hawkins) |
Rieckmann, Wagner, Bahn (80. Herrmann) |
Arase (80. Okpala), Gouras (46. Abifade) |
Sohm (16. Seegert) |
