Dass das Spiel gegen Sandhausen sicherlich kein richtiges Derby ist, steht bei den meisten Waldhof-Fans wohl außer Zweifel. Immerhin ist der Dorfklub von seiner Strahlkraft her nicht ansatzweise mit unserem Herzensverein zu vergleichen. Trotzdem hätte ein Sieg gegen Sandhausen sicherlich noch ein bisschen besser geschmeckt, als gegen andere Klubs und das Spiel in der Vorwoche gab uns auch Grund zu hoffen.

Harmlosigkeit vs. Traumtor – Mit Rückstand in die Pause
Die Anfangsminuten gehörten den Sandhäusern. El-Zein gab eine Duftmarke von der Sechzehnerkante ab und kurz darauf verpasste Burcu die Gelegenheit querzulegen, sodass Karbstein und Hawryluk gemeinsam zur Ecke klären konnten. Dann jedoch entwickelte sich eine relativ ausgeglichene Partie. Marcel Seegert hatte nach einem Freistoß von Gouras nach einer guten halben Stunde die einzige wirkliche Chance für die in Mintgrün spielenden Waldhof-Buben. Der Ball sprang ihm vor die Füße, Cello schaffte es aber nicht, ihn aufs Tor zu bringen. Insgesamt kamen unsere Jungs in der 1. Halbzeit auf drei Torschüsse. Definitiv zu harmlos.
Fünf Minuten später führte der Sandhäuser Rechtsverteidiger Christoph Ehlich den Ball nach vorne, ließ mit simplen Bewegungen Julian Riedel und dann Frido Wagner aussteigen, zog noch Sohm auf sich, sodass Yassin Ben Balla im Rückraum blank war. Dem legte er die Kugel dann auch auf und okay: dass er den aus 25-30 Metern so rein schlenzt, klappt nicht jede Woche. Gegen uns zur Zeit aber schon. Das Tor sehen wir sicherlich in den Top 10 wieder. Der nächste Nackenschlag. In der Nachspielzeit hatte noch einmal David Otto für Sandhausen eine gute Chance, als er nach einer flach gespielten Ecke frech versuchte, Hawryluk mit einem Luper zu überlisten. Unsere neue Nummer 1 war aber zur Stelle – 1:0 der Pausenstand.
Elfer gehalten, aber zwei Gegentore – nichts zu holen in Sandhausen
Die zweite Halbzeit ging ganz munter los: Rieckmann versuchte es nur wenige Augenblicke nach dem Wiederanpfiff aus der zweiten Reihe. Der Schuss war zwar harmlos, aber man hatte noch nicht das Gefühl, dass hier alles verloren war. In der Folge blieben wir aber vorne, wie im Grunde jedes Spiel, zu ideenlos und konnten die Sandhäuser Abwehr nicht wirklich fordern.
Das nächste Highlight der Partie kam also erst in der 63./64. Minute und spielte sich vor unserem Tor ab, als der Ex-Waldhöfer Jonas Weik von Laurent Jans im Strafraum gefoult wurde. El-Zein trat den Strafstoß, scheiterte mit seinem schwachen Schuss aber an Lucien Hawryluk, der nun schon seinen zweiten Elfer gehalten hat. Das gab den Fans natürlich noch einmal Hoffnung. So ein Moment kann auch mal das Momentum auf die eigene Seite ziehen, aber die Hoffnung war umsonst. In der 67. wurde zwar Berkan Taz für Pascal Sohm eingewechselt und sorgte zumindest für etwas Kreativität, aber letztlich kamen die gefährlicheren Aktionen weiterhin von den Schwarz-Weißen.
So zum Beispiel als Yassin Ben Ballas Schuss von Seegert gerade noch so von der Linie gekratzt werden konnte. Herrmanns Schuss nach einem Zuspiel von Taz ein paar Minuten später blieb dagegen noch die gefährlichste Aktion des SVW, aber wie schon in der ersten Halbzeit bei Seegerts Versuch, musste sich Nikolay Rehnen im Sandhäuser Tor auch hier nicht mal strecken.
Bei der Entscheidung in der 87. Minute muss wieder Herrmann erwähnt werden. Eigentlich war der Waldhof in der Offensive. Ein Freistoß von Taz kam in den Strafraum gesegelt. Die erste Kopfball-Abwehr wurde zur Bogenlampe und nun hätte eigentlich Herrmann mit David Otto ins Kopfballduell gehen müssen, tat dies aber allerhöchstens alibimäßig, sodass der Sandhäuser Konter ins Rollen kommen konnte. Nur Jans und Taz mussten in der Rückwärtsbewegung mit vier Sandhäuser Konterspielern fertig werden. Diese spielten das aber vorbildlich aus: Weik auf Evina – 2:0. Die Messe war gelesen.
In der 90+4. machte Maciejewski die Katastrophe mit seinem 3:0 perfekt. Das Ziel, bis zur Winterpause über dem Strich zu stehen, kann nach dieser Niederlage nur noch mit zwei eigenen Siegen und Ergebnisglück bei den Spielen der Konkurrenz erreicht werden, sprich: ist extrem unwahrscheinlich.

Seegerts Analyse als Kritik am Trainer?
Marcel Seegert analysierte nach dem Spiel beim Waldhof-Livestream die Partie sehr ehrlich und bemängelte, dass es der Mannschaft an den „Ansätzen“ fehlte, das Kämpferische und die Einstellung dagegen würden in der Mannschaft definitiv nicht fehlen, versprach der Kapitän:
„Die Sache ist die, im Moment fällt uns halt relativ wenig mit dem Ball ein, Lösungen zu finden, Spielzüge zu kreieren. Natürlich: Kampf, Leidenschaft, alles drum und dran, aber wir haben 20 Teams in der Liga, die werden alle über Kampf und Leidenschaft kommen und da musst du halt auch über Spielzüge, über Ideen dem Gegner mal wehtun und dir Räume schaffen und das schaffen wir im Moment nicht.“
Ist das eine indirekte Kritik am Trainer, dem es scheinbar nicht gelingt, der Mannschaft die Ideen und Konzepte an die Hand zu geben, mit denen sie Räume schaffen und Probleme für den Gegner kreieren kann? Fakt ist: Die Luft für Rehm in der aktuellen Situation ist nicht nur dünn, sie ist praktisch aufgebraucht. Das ausgegebene Etappenziel, vor der Winterpause über dem Strich zu stehen, ist fast unmöglich. Laut Rhein-Neckar-Zeitung sei nach dem Spiel von Seiten des SVW auch eine Art Interview-Verbot für die Presse mit Rüdiger Rehm verhängt worden. Die nächsten Tage werden also zeigen, ob man ihm wirklich noch bis zur Winterpause Zeit gibt. Das Versprechen, sich von Markus Kompp zu trennen, könnte jedenfalls für den ein oder anderen Ex-Trainer eine Rückkehr zum Waldhof realistischer werden lassen.
Aufstellung Waldhof:
Hawryluk – Riedel, Karbstein, Seegert, Jans – Rieckmann, Wagner – Hawkins (67. Abifade), Sohm (67. Taz), Gouras (80. Herrmann) – Okpala
Tore:
1:0 Yassin Ben Balla (38.), 2:0 Frank Evina (85.), 3:0 Tim Maciejewski (90.+4)